Redaktion René Schellbach

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Von „Washington Post“ bis Axel Springer: Internet bedroht die Zeitungslandschaft

Das Internet gräbt der gedruckten Presse immer mehr das Wasser ab. Innerhalb weniger Tage wechselten in den USA drei Ikonen der Branche den Besitzer. Und auch in Deutschland sehen immer mehr Verlage Zukunft und Bedrohung nur im Internet.

 

Das Nachrichtenmagazin „Newsweek“, das seit Ende 2012 nur noch online erscheint, ging gerade an.den amerikanischen Online-Verlag IBT. Die „Washington Post“ kaufte Amazon-Gründer Jeff Bezos privat für 250 Millionen Dollar. Und die „New York Times“ verkaufte den „Boston Globe“ an den Unternehmer John Henry. Da dieser auch Eigentümer des Baseball-Teams Boston Red Sox ist, sehen die Sportredakteure der Zeitung Gefahren für ihre objektive Berichterstattung. Und auch Amazon steht immer wieder in der öffentlichen Kritik. Macht Geld den Journalismus gefügig?

Don Graham, Spross der bisherigen Eigentümerfamilie von „Washington Post“ und „Boston Globe“, zeigt in einem TV-Interview, wie sehr die gedruckte Presse in die Krise gerät. Die Familie sehe keine Zukunft mehr. Damit ist die „Post“ die letzte große US-Tageszeitung im Besitzer ihrer ursprünglichen Verlegerfamilie.

Und was ist hierzulande? Die „Financial Times Deutschland“ wurde eingestellt, die „Frankfurter Rundschau“ steckt in der Krise und wird von der „Frankfurter Allgemeinen“ geschluckt. Gerade hat der Axel-Springer-Verlag seine Regionalzeitungen verkauft, um sich neben „Welt“ und „Bild“ verstärkt ums Internet-Geschäft zu kümmern. Käufer ist die Funke-Mediengruppe, zu der die WAZ gehört, die in vielen Regionen von NRW bereits das Nachrichten-Monopol hat. Funke zahlt 920 Millionen Euro für die „Berliner Morgenpost“, das „Hamburger Abendblatt“ sowie mehrere Programm- und Frauenzeitschriften, darunter „Hörzu“ und „Bild der Frau“.Die regionale Pressekonzentration erreicht damit in Deutschland einen neuen Höhepunkt.

Die Arbeitsbedingungen für Journalisten werden jedenfalls immer härter. Gefragt sind Online-Kollegen, die viel weniger verdienen, die immer mehr unter Zeitdruck stehen gegen Blogger, Twitterer und Facebook-Freunde. Sachliche Hintergrundberichterstattung, profunde Analysen und abgewogene Kommentare bleiben immer mehr auf der Strecke. Dennoch wäre eine Subventionierung der Presse durch den Staat der falsche Weg.

Es rächt sich jetzt, dass die Verlage viel zu lange alles kostenlos ins Internet gestellt haben statt die User früh ans Bezahlen für Online-Leistungen zu gewöhnen. Die Verlage müssen sich zu Online-Treffpunkten für ihre eigenen Communities wandeln. Das gilt nicht nur für Tageszeitungen, sondern auch für Special-Interest-Magazine und auch für Fachzeitschriften.

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