Gerade war wieder Hauptversammlung bei Siemens. Die Medien berichteten. Aber schon bei der Nennung des Vorstandsvorsitzenden lassen sie die kritische Distanz vermissen. Joe Kaeser heißt eigentlich Josef Käser.
Was haben Siemens-Chef Joe Kaeser und Ex-Außenminister Joschka Fischer gemeinsam? Beide heißen eigentlich Josef (mit f oder ph). Aber so wollen sie nicht genannt werden, Die Medien machen das mit und schreiben wie gewünscht: Joschka und Joe – bis die Öffentlichkeit das gar nicht mehr bemerkt.
Joseph Martin Fischer wurde von seinen Freunden an der Uni Joschka genannt. Der russische Vorname klang den Achtundsechzigern weniger bürgerlich. Und als er in Hessen in Turnschuhen als Umweltminister vereidigt wurde, war Joschka längst geläufig. Die Medien hatten ihn bekannt gemacht. Doch gelernt haben sie daraus nichts.
Der Siemens-Mann Josef Käser ging in den achtziger Jahren für seinen Konzern in die USA. Den Amerikanern fiel es leichter, ihn Joe Kaeser zu nennen. Zurück in Deutschland, blieb er einfach dabei. Siemens sieht sich als Global Player – und schreibt Kaeser statt Käser in seinen Pressemitteilungen und Geschäftsberichten. Die Medien spielten mit. Jetzt weiß in Deutschland kaum noch jemand dass der Mann kein Manager aus dem Ausland ist, sondern ein Aufsteiger aus Niederbayern.
Auch das Handelsblatt macht mit. Nur ein schwacher Trost: In einem Beitrag zu seinem sechzigsten Geburtstag erwähnte die Zeitung 2017 den Namenswechsel. Leichter zu finden ist der Eintrag auf Wikipedia mit beiden Namen. Er steht bei Google ganz oben. Der Bericht des Manager-Magazins von der Hauptversammlung steht für viele: Kaeser statt Käser.